Bereits vergangenen Herbst startete der NÖAAB eine Kampagne unter dem Motto „Lehre öffnet Türen“, die auf die Aufwertung der Lehre und eine Imageverbesserung abzielte. Bei der Pressekonferenz wurden nun weitere Ideen rund um die duale Ausbildung präsentiert. „Die Lehre ist ein international angesehenes Modell, das sich durch die exzellenten Fachkräfte, die sie ausbildet, auszeichnet. Mit unseren Ideen wollen wir die Lehre weiter stärken und auch mit öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen deren Image verbessern. Weiters möchte man mit der „Lehre für Erwachsene“ die Lehre auch als zweiten Bildungsweg attraktiver gestalten. So lassen die Zahlen von Personen mit bestandener Lehrabschlussprüfung auf zweitem Bildungsweg auf einen klaren Trend schließen: von 4.283 im Jahr 2003 sind sie auf 10.384 im Jahr 2016 angestiegen. Man müsse diesen Trend aufgreifen und gerade in Zeiten des Fachkräftemangels die Lehre für eine breitere Zielgruppe ermöglichen. Personen, die eine Lehre im zweiten Ausbildungsweg absolvieren oder Personen, die gerade arbeitslos sind und sich für diese Ausbildungsweg entscheiden, sollen einen Bonus in den Lehrjahren erhalten auf Basis des Arbeitslosengeldes. Einen besonderen Handlungsbedarf sehen wir bei den digitalen Kompetenzen: hier hat die Regierung mit der Überarbeitung von Lehrberufen und der Schaffung von neuen Lehrberufen wie den E-Commerce-Kaufmann bereits wichtige Schritte gesetzt. Wir sind davon überzeugt, dass es an dieser Stelle noch weitere Lehrberufe der Zukunft, wie zum Beispiel den Programmierer, einzuführen gilt.“, so NÖAAB-Landesgeschäftsführerin Bundesrätin Sandra Kern.
Auch im Sprachgebrauch wolle man antiquierte Begriffe wie Lehrlingsentschädigung oder Berufsschule durch adäquatere Bezeichnungen wie Lehrlingslohn oder Berufsakademie ersetzen, um das Bewusstsein für die Qualität der Lehre zu schärfen. Zusätzlich setze sich der NÖAAB für mehr staatliche Unterstützung für Lehrbetriebe ein, gerade im Hinblick darauf, wie kostengünstig ein Lehrling im Vergleich zu einem BMHS-Schüler für den Staat ist. Mehr Augenmerk soll auch in die kulturelle Ausbildung von Lehrlingen fließen.
„Als Junge Volkspartei werden Missstände in der Lehre vor allem seitens der Lehrlinge an uns herangetragen. So wurde uns bereits mehrmals von hinderlichen Arbeitsschutzgesetzen für Lehrlinge in der Ausbildung berichtet. Ein minderjähriger Zuckerbäcker-Lehrling beispielsweise darf erst ab 5 Uhr in der Früh zu arbeiten beginnen und das obwohl der Betrieb bereits viel früher beginnt. Dem Lehrling bleibt dadurch ein wichtiger Teil der Ausbildung bis zur Volljährigkeit vorenthalten“, ergänzt JVP-Landesobmann Landtagsabgeordneter Bernhard Heinreichsberger.
Seitens der JVP setze man sich außerdem für einen Mindestlehrlingslohn von 500€ ein, da es derzeit eminente Unterschiede in der Bezahlung von Branche zu Branche gäbe.
Weiters soll ein Selbsterhalterstipendium für Lehrlinge geschaffen werden, die sich wenigstens vier Jahre mit einem Einkommen von mindestens 8.580€ jährlich „selbst erhalten“ haben (wie Selbsterhalterstipendium bei Studierenden).
Dies soll als Anreiz dienen, auch „später“ einen Lehrberuf zu erlernen.
Ein spezieller Fokus soll hier auf Branchen mit Fachkräftemangel sowie auf die neuen Lehrberufe gelegt werden: zB. Glasverfahrenstechniker/in, E-Commerce-Kaufmann/-frau.
Abschließend betonen Kern und Heinreichsberger die Wichtigkeit der Lehre und die ausgezeichnete Ausbildung die sie ermöglicht mit den Worten „A Lehr‘ bringt mehr!“.